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Zeichnen: neues Buch. Wann ist eine Zeichnung „gut“?

Aufgrund des Corona-Krisen-Lockdowns stellte ich mir Anfang März die Frage, was ich in dieser „Zeit der Abgeschiedenheit“ anfangen soll. Ich habe daher eine lang gehegte Idee aufgegriffen und endlich realisiert: ein Buch über das Zeichnen zu schreiben. Das Buch ist nun fertig und kann im Handel erworben werden. Es heißt: „Realistisch Zeichnen lernen – Mit Bleistiften beobachten„. Im Folgenden ein paar grundlegende Gedanken zu diesem Buch.

Zeichnung
Zeichnung – mit Bleistiften gezeichnet, 36 x 40 cm, Martin Mißfeldt, April 1988

Ich zeichne seit über 40 Jahren. Die Zeichnung an sich bildet für mich stets den Ausgangspunkt für jeden weiteren kreativen Prozess. Rückwirkend betrachtet habe ich nur relativ wenige Zeichnungen als „Werke“ gezeichnet, also so, dass man sie sich hinhängen könnte. Die weitaus größere Anzahl meiner Zeichnungen sind kleine Skizzen und Scribbles, von denen ich (leider) im Laufe der Jahre sehr viele weggeworfen habe. Es sind eher Ideen-Skizzen oder das Festhalten flüchtiger Beobachtungen. Im Grunde meist nichts Eigenständiges, sondern Teil eines Prozesses.

Zeichnen
Zeichnen: Schritt für Schritt. „Vanitas Stillleben mit Totenkopf“, 23 x 25 cm, April 2020

Im Laufe der Zeit habe ich immer wieder Anfragen bekommen, ob man bei mir Zeichenkurse buchen könnte. Zudem lese ich in einigen Foren und Facebookgruppen mit, wie Anfänger und kreative Einsteiger über das Zeichnen reflektieren. Dadurch ist mir klar geworden: viele Menschen verbinden mit „Zeichnen“ das „Zeichnen nach der Natur“ oder auch das „realistische Zeichnen„. Das geht so weit, dass für viele die Qualität einer Zeichnung eng verknüpft ist mit dem Grad der nachgebildeten Realität. Soll heißen: je exakter die Zeichnung wie ein Foto aussieht, um so besser ist sie.

Das halte ich für falsch.

Im Gegenteil: je größer die Differenz zu einem Foto, um so mehr kreative, individuelle Kraft liegt in der Zeichnung. Was nun? Wie kann man bei so eine breiten Kluft ein Buch über das Zeichnen schreiben?

Nun, meine Motivation ist es, diese Spannung aufzulösen. Ich habe in dem Buch wirklich alles so einfach und genau wie möglich beschrieben, damit die Leserin oder der Leser das realistische Zeichnen wirklich versteht und verinnerlicht. Denn letztlich ist es ein Handwerk, nicht weniger und nicht mehr. Es ist aus meiner Sicht durchaus richtig, diese Grundlagen zu kennen und auch zu können. Aber das reicht nach meiner Überzeugung eben nicht. Es ist nur der Anfang.

Wann ist eine Zeichnung gut?

Daher lenke ich die Aufmerksamkeit immer wieder auch auf die Frage, wann denn eine Zeichnung „gut“ ist. Welche Kriterien muss sie erfüllen, damit sie – aus Sicht des Betrachters – eine hohe künstlerische Qualität hat? Und genau hier zeige ich im Buch auf, dass das realistische Zeichnen letztlich eine sehr demütige Handlung ist, weitgehend unkreativ. Man ist stets dem beobachtenden Auge sklavisch untergeordnet. Handwerk heißt eben auch: viel Disziplin, nach verallgemeinerbaren Regeln, effektiv.

In diesem Kontext behandel ich auch einen weiteren Aspekt, der aus meiner Sicht im Kunstkontext viel zu kurz kommt: das Phänomen der „Skalierung“. Damit meine ich die Veränderung der Größenverhältnisse, sowohl beim Zeichnen als auch beim Beobachten oder Betrachten. Es ist ein großer Unterschied, wie man eine Zeichnung aus 30 cm oder aus 4 Metern Entfernung sieht. Diese „visuelle Differenz“ kann man mit Bleistiftzeichnungen sehr effektiv und eindrucksvoll thematisieren.

Wenn die Leserin oder der Leser das versteht – so hoffe ich, wird man erkennen, dass eine „fotografische Kopie“ der Wirklichkeit letztlich in unserer heutigen Welt kaum noch Sinn macht. Und genau hier löst sich der genannte Widerspruch auf: Als Einstieg und zum Üben ist das realistische Zeichnen nach wie vor sehr sinnvoll und hilfreich, aber eben nur „zum Aufwärmen„.

Stattdessen sind es die kleinen individuellen Fehler, die häufig nur in der Nahdistanz auffallen, die letztlich eine Eigenart und Originalität hineinbringen, die kein technischer Apperat je erfinden könnte. Maschinen machen keine Fehler. Menschen schon. Genau das macht Kunst als Ausdruck individueller Freiheit auch so wertvoll und einzigartig.

Zeichnung Auge
Zeichnung Auge, 27 x 37 cm, Mai 2020

Wie kann man gut zeichnen?

Kurzum: ich versuche in dem Buch zu zeigen, wie realistisches Zeichnen funktioniert – um dann zu erklären, warum es viel besser ist, wenn man diese Phase dann abhakt und sich seine eigene künstlerisch-kreative Welt erschießt.

Es gibt zwei Versionen dieses Buches:

  • eine PDF-Datei, die für den Ausdruck auf Din A4 geeignet ist. Zudem sind hier die zahlreichen Bilder in deutlich besserer Qualität zu sehen.
  • eine ePub-Version, die ausschließlich für eReader geeignet ist.

In beiden Fällen muss man sich jedoch 16 Seiten mit konkreten Zeichenübungen ausdrucken, die ich didaktisch so aufgebaut habe, dass sie den Lern- und Leseprozess mit „Aha-Erlebnissen“ unterfüttern.

Das Buch kostet 19,99 Eur. Bis zum 31.7.2020 biete ich die PDF-Version zum Einstiegspreis von 14,95 Euro an. Hier kann man mein Buch über das Zeichnen kaufen:

PDF-Version:

EPub-Version:

Zeichnen lernen Buch
Zeichnen lernen Buch von Martin Mißfeldt

Weitere Informationen sowie eine Leseprobe findet man auch auf meiner Homepage: Realistisch Zeichnen Lernen



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Kommentare

Mareike Braun 17. August 2020 um 16:29

Ich bin ein Fan des Zeichnens und beschäftige mich seit langer Zeit damit. Vielen Dank für diesen Beitrag, ich finde ihn wirklich sehr interessant.


Daniela Payer 12. Juli 2023 um 18:49

Spannender Blog, war auf der Suche und bin direkt hier geblieben um zu stöbern :)


Martin 16. Juli 2023 um 11:23

Danke schön :-)
War lange nicht mehr aktiv, weil ich seit einiger Zeit als Kunstlehrer an einem Gymnasium unterrichte. Aber nun sind Ferien, und ich verfasse mal ein paar neue Artikel.


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